USA - Der Westen 2011 |
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Der Westen der USA bietet eine
Menge Abwechslung und ist der attraktivste Teil der Vereinigten Staaten. Er
umfasst die Gebiete rund um die Rocky Mountains und der Pazifikküste, dazu
zählen Bundesstaaten wie Kalifornien, Oregon, Washington, Colorado, Utah, New
Mexico und Nevada und teilweise im Südwesten noch Arizona. Der Westen hat viele
Facetten, um alle zu entdecken, von Wüsten, schneebedeckten Bergen und
traumhaften Badestränden bräuchte man Monate. Ich habe 14 Tage, um auf dem
ersten Solourlaub das Gebiet zwischen Las Vegas und San Francisco zu erkunden.
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Mittwoch,
04.05.2011: Um 4:00
Uhr beendet der Wecker die kurze Nacht und pünktlich um 6:00 Uhr holt Herr
Reuter mich ab. Aufgrund der verschärften Sicherheitskontrollen für Flüge in
die USA brauche ich recht lange, bis ich mit meiner Elektronik (Laptop,
Kameras, Handy, iPod) durch die Überprüfung bin. Es geht pünktlich los und als
wir ein paar Minuten unterwegs sind, fragt mich ein Steward, ob ich nicht in
eine andere Sitzreihe wechseln möchte, wo zurzeit nur eine Person sitzt. So
teilen sich zwei Große eine Dreierreihe und können viel bequemer sitzen – das
nenn ich Service! Zudem bietet mir der neue Sitzplatz (auf der anderen Seite
des Flugzeugs) auch noch herrliche Ausblicke auf Föhr, Amrum, Sylt und Rømø.
Bevor es auf den Atlantik hinausgeht, kann ich auch noch einen Blick auf
Schottland werfen. Mit „The Tourist“ und „Avatar“ verkürze ich mir die lange
Flugzeit und erreiche nach ungefähr 8 Stunden New York. The Big Apple begrüßt
mich tief hängenden Wolken und leichtem Regen. Einwanderung und Zoll klappen
völlig problemlos, freundlich und schnell. Ich telefoniere kurz mit Geli und
spaziere über die Gänge, um die Durchblutung der Beine wieder auf Trapp zu
bringen. An einem Geldautomaten versorge ich mich mit US-Dollar und esse in einem
Foodcourt bei einem Chinesen. Vor einem McDonald habe ich kostenlosen
WiFi-Zugang und werfe einen Blick in das elektronische Postfach. Am Gate ruhe
ich mich noch etwas aus, bevor es weiter geht. Nach dem Start kann ich noch
einen Blick auf die Freiheitsstatue und die Skyline von Manhattan werfen, ehe
das Flugzeug in die geschlossene Wolkendecke eintaucht. Weitere schöne
Ausblicke ergeben im Gebiet der großen Seen und auf dem weiteren Flug über zum
Teil schneebedeckte Berge. Kurz bevor wir Las Vegas erreichen ziehen die für
den Südwesten der USA typischen roten Felslandschaften unter mir vorbei. Es
klappt alles prima: Der Flug ist pünktlich, das Gepäck vollzählig und die
Übernahme des Mietwagen problemlos. Ich bekomme eine größere Wagenklasse, da
ich das kalifornische Auto in seine Heimat zurückbringe. In dem riesigen Dodge
SUV habe ich ausreichend Platz für mein Gepäck. Gut 24 Stunden nach dem
Klingeln des Weckers beziehe ich mein Zimmer im Hotel Stratophere und melde
mich noch einmal kurz bei Geli. Vom Aussichtsdeck im 109. Stockwerk genieße ich
den Blick aus 264 m Höhe auf das Lichtermeer der Stadt. Künstlich, laut und mit
flackernder Neonwerbung präsentiert sich die verrückteste Stadt des Westens,
die Spielermetropole Las Vegas. Riesige Kasinos, Hotels in Form nachgebauter
Monumente der Erde, wie die Sphinx, der Dogenpalast in Venedig, der Eifelturm
oder die Skyline von New York sorgen für eine Art geschlossene Miniaturwelt.
Nach einer wohltuenden Dusche geht es dann endlich ins Bett.
Donnerstag,
05.05.2011: Nach gut 5
Stunden Tiefschlaf habe ich ausgeschlafen – der Zeitunterschied von 9 Stunden
macht sich bemerkbar. Ich lese ein paar Seiten und lade dann die Fotos von
gestern auf den PC. Als ich um 7:30 Uhr noch einmal auf das Aussichtsdeck
möchte, um das schöne Morgenlicht auszunutzen, muss ich feststellen, dass es
erst wieder ab 10:00 Uhr möglich ist. So begnüge ich mich mit ein paar Fotos
aus meinem Zimmerfenster auf den Strip. Das Frühstücksbuffet ist ganz in
Ordnung aber mit 15 $ auch nicht ganz günstig. Alleine zu essen gehört
definitiv nicht zu den Höhepunkten des Soloreisens. Nach dem Frühstück packe
ich meine Sachen und mache mich auf den Weg. Beim Apple Store im Town Square
Shopping Center erfahre ich, dass es Las Vegas zurzeit keine iPad2 mit UMTS
gibt. Dafür kann ich meinen Großeinkauf auch gleich hier erledigen,
hauptsächlich Wasser und Obst wandern in den Einkaufswagen. Auf dem Weg zur Red
Rock Canyon National Conservation Area frage ich bei einem Walmart auch noch
nach einem iPad2, ebenfalls erfolglos. Im Red Rock Canyon sehe ich mir zunächst
das Visitor Center an und nehme an dem Vortrag von Ranger Jim über die
Reptilien in den Wüsten Amerikas teil – sehr interessant und locker gemacht.
Mit der Kamera erkunde ich die nähere Umgebung des Visitor Centers und werfe
einen ersten Blick auf die aus rotem und grauem Sandstein bestehenden Calico
Hills. Nur 20 Meilen von der Glitzerstadt Las Vegas entfernt, führt hier eine
gut 20 km lange Einbahnstraße als Scenic Drive in eine atemberaubende Landschaft.
Ich halte an allen Aussichtspunkten und genieße die unterschiedlichen
Blickwinkel auf die von tiefen Cañons zerteilten Sandsteinklippen. Etwa zwei
Stunden brauche ich für die Strecke und verabschiede mich von diesem schönen
kleinen Park mit einem Blick vom Red Rock Overlook, der schon wieder am Highway
159 liegt. In Pahrump besorge ich mir in einem Best Western Motel ein aktuelles
Verzeichnis und frage nach dem Preis: 99 $ ist mir zu teuer und ich habe auch
Lust noch etwas weiter zu fahren. In dem kleinen Ort Shoshone an der östlichen
Grenze des Death Valley NP beziehe ich im einzigen Motel ein Zimmer für 96 $.
Nicht nur das Motel „Shoshone Inn“ sondern der ganze Ort verbreitet einen
leicht morbiden Charme. Dabei sind die an eine Westernstadt erinnernden Häuschen
noch ganz nett anzuschauen. Ein Highlight sind die fünf Long Eared Owls, die
sich in den Bäumen um das Motel häuslich eingerichtet haben und sich
fotografieren lassen. Ich komme mit meinen Zimmernachbarn, einem Paar aus
Irland ins Gespräch, die für 3 Wochen unterwegs sind. Dank WLAN kann ich noch
fast 20 Minuten mit Geli skypen, die schon am Frühstückstisch sitzt. Der erste
echte Reisetag war sehr schön, mit über 30 Grad kuschelig warm und dank TomTom
ist es auch nicht stressig sich alleine zurechtzufinden.
Freitag,
06.05.2011: Da ich die
Zeitumstellung noch nicht so ganz geschafft habe, bin ich sehr früh unterwegs
und erreiche nach kurzer Fahrt den Death Valley NP. Vom Salsberry Pass (1.010
m) geht es hinunter in das Tal des Todes. Sein Name stammt aus dem vorigen
Jahrhundert, als ungeduldige Glücksritter im fieberhaften Goldrausch 1849
glaubten, ihren Weg nach Kalifornien abkürzen zu können. Statt ortskundigen
Führern zu folgen , gerieten sie in diese Wüste, wo sie Hab und Gut, wenn nicht
sogar ihr Leben verloren und weitaus später in Kalifornien ankamen als
diejenigen, die den Umweg um die Wüste genommen hatten. Urzeitlich war das
Death Valley ein Teil Ozeans, geriet dann während der Auffaltungen der Sierra
Nevada in den Regenschatten der westlichen Berge, so dass heute dort nahezu
kein Regen mehr fällt. Aus dem Teil des Ozeans wurde zunächst ein Salzsee und
später ein Verdunstungsbecken, dessen Salzkrusten wie Wasser schimmern. Der 230
km lange, von über 3.000 m hohen Bergen umrahmte Grabenbruch gilt als eine der
spektakulärsten Wüstenregionen des Südwestens. Fast 20 % des Parkgebietes
liegen unterhalb des Meeresspiegels, und im Sommer klettern die Temperaturen
regelmäßig auf über 50° C. Eine einsame Welt von Salzseen und Wanderdünen, von
vielfarbigen Canyons und unter der sengenden Sonne liegenden Wüstenebenen.
Trotz der nur 50 mm Niederschlag pro Jahr konnte sich eine einzigartige
Wüstenvegetation entwickeln - sogar mit etwa 20 Pflanzen- und Tierarten, die
nur hier vorkommen. Immer wieder halte ich
an und genieße den Ausblick auf diese herrliche Landschaft. Es ist jetzt fast
16 Jahre her, dass ich auf unserer großen Nordamerikareise zuletzt im Death
Valley war. Ich sehe mir die Ruinen der Ashford Mill an und treffe auf einen
jetzigen Bewohner – eine kleine Echse. Am Mormon Point gehe ich ein Stück auf
die Salzfläche hinauf und bestaune die filigranen Strukturen, die die
Salzkristalle hier gebildet haben. Bei Badwater liegt am Rande eines
ausgedehnten Salzsees mit 85,5 m unter dem Meeresspiegel die tiefste Stelle der
westlichen Hemisphäre. Von hier aus hat man über den Salzsee hinweg einen
schönen Blick auf den Telescope Peak, mit 3.368 m die höchste Erhebung des
Parks. Ich löse an einem Automaten auf dem Parkplatz mein Ticket für den Park
und wandere ein Stück auf den Salzsee hinaus, die Salzstrukturen sind hier
allerdings nicht so schön wie am Mormon Point. Den Devil´s Golf Course, eine
salzverkrustete, aufgeworfene Ebene, die die Goldsucher von 1849 mit Ihren
Planwagen durchquerten, erreiche ich über eine kurze Schotterstraße. Der
Artist´s Drive, ein 9 Meilen langer, asphaltierter Rundkurs durch ein besonders
farbenprächtiges Felslabyrinth ist ein echtes Highlight. Nicht nur
landschaftlich überaus reizvoll, es macht auch noch richtig Spaß hier zu fahren.
Der Golden Canyon, der wahrscheinlich schönste Wanderweg des Parks, führt
hinein in die goldgelb gefärbten Felsformationen der Funeral Mountains. Wer
will kann von hier aus bis zum Zabriskie Point hinauf klettern. Ich begnüge
mich bei Temperaturen von über 40 Grad damit dem Golden Canyon bis zum Fuße der
Red Cathedral genannten Felswand zu folgen und kehre dann zum Parkplatz zurück.
In Furnace Creek besorge ich mir im Visitor Center die Informationen über den
Park und esse im Forty Niner Cafe einen Buffalo Burger. Da ich mich seit dem
Frühstücksbuffet in Las Vegas ausschließlich von Obst und Müsliriegeln ernährt
habe, schmeckt es mir vorzüglich. Von Furnace Creek aus sind es nur 5 Meilen
auf der 190-East zum populärsten Aussichtspunkt des Parks, dem Zabriskie Point
in den zerklüfteten Funeral Mountains. Gleich dahinter beginnt der Twenty Mule
Team Canyon, ein ca. 5 km langer Schotter-Rundkurs durch die prächtigen
Sandsteinformationen des gleichnamigen Canyons. Vor 16 Jahren hatten wir diese
Tour mit unseren Mountainbikes unternommen, da die Strecke zu Recht für
Wohnmobile gesperrt ist. Heute genieße ich die Fahrt durch die herrliche
Landschaft, auf einer Piste die richtig Spaß bringt. Kurz hinter Stovepipe
Wells bringt mich eine raue Schotterpiste hinauf zum Mosaic Canyon. Auch
wandere ich wieder ein Stück in den farbenfrohen Canyon hinein. Die Schlucht
ist teilweise so eng, dass sie mich an die Slot-Canyons des Südwestens
erinnert. In Stovepipe Wells wundere ich mich, dass der Campingplatz völlig
leer ist. Es handelt sich um einen einfachen Schotterplatz und das
Sanitärgebäude verfügt nur über Toiletten, keine Duschen. Bei Temperaturen von
über 40 Grad ist damit meine Schmerzgrenze deutlich überschritten und ich
erkundige mich nach einem Zimmer. Für 100 $ bekomme ich einen klimatisierten
Raum, der deutlich besser ist als das Zimmer in Shoshone. Vielleicht hätte ich
mir die Mitnahme des Zeltes ja doch sparen können. Ehe ich mich auf die
Erkundung der Mesquite Flat Sand Dunes mache, kaufe ich mir im General Store
ein Eis, was bei der Hitze herrlich schmeckt. Vom Parkplatz aus wandere ich ein
Stück in die Dünenwelt hinein. Ein Dünenkamm folgt dem nächsten und es wird
richtig anstrengend. Ich bin jetzt seit 12 Stunden unterwegs und so kaputt,
dass ich Mühe habe es noch zurück zum Parkplatz zu schaffen. Das ist heute
eindeutig zu viel gewesen. Das Thermometer zeigt immer noch über 40 Grad an. Im
Motel gehe ich sofort in Pool – allein das erfrischende Bad ist dem Zimmerpreis
schon Wert. Etwas erholt geht es dann im Zimmer daran die 340 Fotos, die heute
entstanden sind zu speichern und zu sichten und das Tagebuch zu schreiben. Ich
habe heute mehr als 6 Liter getrunken, ohne das es einen entsprechenden Drang
gegeben hätte die aufgenommene Flüssigkeit auch wieder los zu werden. Ein sehr
anstrengender aber auch wunderschöner Tag geht zu Ende.
Samstag,
07.05.2011: Ich kann 7
Stunden schlafen und mache mit gut erholt gegen 8:00 Uhr auf den Weg. Vom
General Store aus versuche über unsere Telefonkarte ein Telefonat mit Geli hin
zu bekommen, aber es funktioniert nicht. Ich folge der Daylight Pass Road in
Richtung Beatty, verlasse kurz den Death Valley NP und biege dann auf die Piste
zum Titus Canyon ab. Zunächst geht es auf einer immer schmaler werdenden
Schotterpiste gut voran. Je weiter ich komme, desto grandioser wird die
Landschaft um mich herum. Diese Straße führt durch eine wirklich traumhaft
schöne Szenerie wird dabei allerdings auch fahrerisch immer anspruchsvoller.
Gerade noch rechtzeitig entdecke ich die gut einen Meter lange Schlange, die
vor mir direkt auf der Piste liegt und sich sonnt. Da ich nicht sicher bin, ob sie giftig ist oder nicht,
halte ich erst einmal an. Ich will gerade das Teleobjektiv auf die Kamera
setzen als hinter mir zwei Jeeps
auftauchen. Ich schildere das Problem sie steigen aus und verscheuchen die
Schlange, die offensichtlich harmlos ist, noch bevor ich ein Foto machen kann –
schade. Rund um die Red Pass steigt der Adrenalinspiegel mehrmals sprunghaft
an, ein Allrad-Jeep ist hier definitiv das geeignetere Fahrzeug. Ich komme
durch, halte immer wieder an um diese einmalige Kulisse zu genießen. Mit der
Geisterstadt Leadfield erreiche ich die ehemalige Boomtown des Death Valley.
Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebten hier bis zu 300 Menschen und
versuchten in den Bergen ihr Glück zu finden. Den schlimmsten Teil der Piste
habe ich jetzt überstanden und es geht ganz gemütlich abwärts. Bald ist der
eigentliche Titus Canyon erreicht und die Fahrt wird noch spektakulärer als
bisher. Es ist als führe man mit dem Auto durch einen Slot Canyon, es ist
herrlich! Ich halte oft an und fotografiere die Piste, das Auto und die
Landschaft. Bei einem der Stopps entdecke ich eine kleine Echse, die mich
erstaunlich dicht an sich herankommen lässt. Schließlich ist das Ende des
Canyons erreicht und bietet wie ein Fenster einen schönen Blick auf das Tal.
Als ich nach 27 Meilen wieder Asphalt unter die Räder bekomme liegen
zweieinhalb tolle und teilweise aufregende Stunden hinter mir. Ich sehe mir den
Mesquite Spring Campground an, der zwar ebenfalls keine Duschen hat, aber
landschaftlich sehr nett liegt und sich ggf. für heute Nacht anbietet. An der
nicht besetzten Rangerstation von Grapevine versuche noch einmal mein Glück mit
dem Telefon, es will heute nicht klappen. Ich besuche Scotty´s Castle, versuche
ein letztes Mal zu telefonieren und kaufe mir ein Sandwich und einen Iced
Coffee. Bei Scotty´s Castle handelt es sich um ein Schloss artiges Anwesen im
mexikanischen Stil, dass der Scotty genannte Cowboy und Goldsucher Walter E.
Scott Ende der 20er Jahre mitten in der Wüste errichten ließ. Geldgeber war
Albert M. Johnson, ein Finanzmagnat der Ostküste, dem das Wüstenklima behagte
und der auch das nötige Geld für kleine Spielereien, wie einen Wasserfall im
Wohnzimmer, übrig hatte. Ich begnüge mich mit einem Blick von außen auf die
imposante Anlage, es werden aber auch Führungen angeboten. Der Ubehebe Crater
ist bei einer gewaltigen Explosion vor etwa 2.000 Jahren entstanden. Am
Kraterrand weht der Wind so stark, das ich Mühe habe, mich auf den Beinen zu
halten. Hier beginnt die 27 Meilen lange Piste zum Racetrack Valley. Die
Racetrack Playa, eine abgeschiedene Region, im Norden des Death Valley National
Park. Dieser Ort lebt von seiner schlichten Kargheit und dem Phänomen der
"wandernden Steine" bzw. "Sliding Rocks", die es nur in
dieser Gegend gibt. Die 162 hier erfassten Steine wurden wie von Geisterhand
über den Grund eines ausgetrockneten Sees gezogen und haben dabei ihre
(Schleif-) Spuren hinterlassen. Die kürzeste misst gerade mal 1.6, die längste
fast 900 Meter! Größe und Gewicht der einzelnen Steine variieren sehr stark,
haben aber kaum Einfluss auf deren "Wanderfreudigkeit". Von der
Murmel mit nur wenigen Gramm, bis zum Brocken von etwa 320 kg ist hier alles
vertreten. Erstmals wurde dieses Ereignis 1915 beschrieben, das bis heute nicht
restlos aufgeklärt werden konnte. Die Wissenschaft hat zwei Theorien für dieses
Phänomen parat. Die tragende Rolle spielt bei beiden der Wind, der hier oftmals
Spitzen von bis zu 110 km/h (70 mph) erreicht. Bei der einen soll Regen den
Boden derart aufgeweicht haben, dass der Wind die Steine über den glitschigen
Boden gleiten lässt. Bei der anderen soll der Wind die Gesteinsbrocken über den
vereisten Untergrund geschoben haben. Einen eindeutigen Beweis ihrer Theorien
ist die Wissenschaft aber bis heute schuldig geblieben. Denn beobachtet hat
dieses Phänomen noch niemand. Nach 20 Meilen erreiche ich die Teakettle
Junction, den wahrscheinlich ungewöhnlichsten Wegweiser des amerikanischen
Westens. Den Namen verdankt sie den vielen Teekesseln, die Besucher hier
gefüllt mit Sprüchen, Münzen oder persönlichen Dingen zurück lassen. Wie alles
anfing ist völlig unklar. Irgendwann muss ein Besucher seinen alten Teekessel
dort hingehangen haben. Heute ist das ein wahrer Selbstläufer. Man findet die
Kessel in den unterschiedlichsten Farben und Mustern. Einige sind aus Keramik,
wieder andere aus Metall. Nach weiteren 7 Meilen und insgesamt zwei Stunden
Fahrtzeit habe ich schließlich das Racetrack Valley erreicht. Die Piste ist an
sich in einem recht guten Zustand. Die volle Konzentration des Fahrers
erfordern die vielen Steine. Hier gilt es langsam zu fahren (maximal 30 km/h)
und den großen oder scharfkantigen Exemplaren möglichst auszuweichen. Landschaftlich
ist die Strecken ebenfalls reizvoll, wenn auch längst nicht so spektakulär wie
der Titus Canyon. Die höchste Dichte der "wandernden Steine" befindet
sich am äußersten südlichen Ende des ausgetrockneten Sees. Es gibt vorher schon
einige Möglichkeiten die Playa zu erkunden, u.a. in der Nähe von Grandstand,
einer markanten dunklen Felsgruppe. Allerdings kann man sich diese Bereiche
getrost schenken, da die Anzahl der Steine dort so gering ist, dass ein Besuch
eigentlich nicht lohnt. Vom Parkplatz am südlichen Ende muss man nur wenige
hundert Meter laufen, bis die ersten Steine und ihre Schleifspuren auftauchen.
Der fototechnisch günstigste Zeitpunkt ist auch hier der Morgen oder Abend. Ich
mache die ersten Fotos und komme mit einem jungen Neuseeländer ins Gespräch,
der mit seinem Vater unterwegs ist. Er kommt aus der Nähe von Christchurch und
berichtet von den unvorstellbaren Zerstörungen nach dem Erdbeben. Ich gehe
zurück zum Auto und nutze die Wartezeit auf das bessere Fotolicht zum Schreiben
des Tagebuchs. Schließlich bin ich nur noch zusammen mit den beiden Kiwis auf
dem Parkplatz und zusammen gehen wir im Licht der tiefer stehenden Sonne noch
einmal zu den Steinen. Als wir gerade anfangen wollen zu Fotografieren schiebt
sich ein Wolkenband vor die Sonne. Wir glauben schon das es mit dem Fotolicht
nichts mehr wird als die Sonne, kurz bevor sie hinter den Felsen versinkt noch
für ein paar magische Momente sorgt. Den Plan hier im Auto zu übernachten gebe
ich nach einem „Probeligen“ auf dem Beifahrersitz endgültig auf. Genauso
vorsichtig wie auf dem Hinweg geht es dann wieder zurück. Ohne Fotostopps
brauche ich 75 Minuten bis ich wieder Asphalt unter den Rädern habe. Ich habe
es geschafft! Zwei anspruchsvolle Pisten mit fast 6 Stunden reiner Fahrtzeit liegen
hinter mir und das alles ohne Panne. Ich hatte mir vorgenommen im Falle einer
Reifenpanne auf dem Hinweg sofort umzukehren, um das Risiko eines zweiten
Plattens möglichst gering zu halten. Um 20:00 Uhr erreiche ich den Campingplatz
bei Mesquite Spring. Die Selbstregistrierung erfolgt jetzt am Automaten mit
Kreditkarte, keine Umschläge mehr, die passendes Geld erforderten. Fast genau
12 Stunden bin ich wieder unterwegs. Heute bin ich zwar körperlich nicht so
erschöpft und es ist mit knapp über 30 Grad auch deutlich „kühler“ als gestern,
aber mental hat es doch auch ganz schön angestrengt. Im Licht meiner Kopflampe
baue ich das Zelt auf, schreibe das Tagebuch zu Ende und lade die Fotos auf den
PC und das mitten im Nirgendwo. So findet ein weiterer toller Tag im Death
Valley seinen Abschluss und ich hoffe, dass ich nach fast 20 Jahren wieder
einmal im Zelt gut schlafen kann. Auf jeden Fall habe ich das Zelt jetzt nicht
umsonst mitgenommen.
Sonntag, 08.05.2011: In der Nacht höre ich immer wieder Tiere um das Zelt herum laufen und auch der Wind frischt etwas auf und sorgt für weitere Geräusche. So werde ich oft wach und um kurz nach 5:00 Uhr ist die Nacht dann endgültig zu ende. Nach einer Katzenwäsche und dem Verpacken des Zeltes bin ich schon um kurz nach 6:00 Uhr wieder „on the road“. Die morgendlichen Temperaturen von 23 Grad kommen mir schon richtig kühl vor. Ich sehe mir die Historic Stovepipe Well, einst die einzige Wasserquelle im Death Valley, an. Sie liegt sehr schön am Rand von kleinen Sanddünen, auf denen der Wind sehr schöne Strukturen geschaffen hat. Von der Straße aus werfe ich einen Blick auf die Mesquite Flat Sand Dunes und stärke mich mit einem leckeren Frühstücksbuffet im Restaurant von Stovepipe Wells. Bei Emigrant verlasse ich die Hauptstrecke und folge dem Abzweiger durch die Emigrant, Nemo und Wildrose Canyons. Auf dem Emigrant Pass (1.621 m) sind dann nur 16 Grad. In Wildrose führt die Straße als Sackgasse in die Berge hinein und ich erlebe ein völlig anderes Death Valley: Bewaldete Berghänge und schneebedeckte Gipfel. Die Fahrt durch den Wildrose Canyon ist landschaftlich sehr reizvoll und führt mich durch die Panamint Range talwärts. Dabei verlasse ich kurz den Nationalpark, komme auf der Straße in Richtung Panamint Springs wieder hinein. Ich nehme den Abzweig zu den Darwin Falls, eine grauenvolle Piste mit derbem Waschbrett und grobem Schotter. Zwei Meilen sind es bis zum Parkplatz, von aus dann noch mal zwei Meilen Fußweg zu den Fällen sind. Dazu habe ich aber keine Lust und fahre zurück zur Hauptstraße. Ich glaube es kaum, als mir auf dieser wirklich extrem schlechten Piste ein Wohnmobil entgegen geschaukelt kommt. Ob die da wieder heil rausgekommen sind? Ohne weitere Pause geht es weiter in Richtung Lone Pine. Im Visitor Center südlich des Ortes versorge ich mich mit Informationen zu den Alabama Hills und dem Gebiet rund um Bishop. Vom Parkplatz aus habe ich einen ersten Blick auf die schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada. Darunter auch der Mt. Whitney, mit 4.418 m Höhe der höchste Gipfel der „lower 48“. Nur der Denali in Alaska ist noch höher. In Lone Pine nehme ich mir ein Zimmer im Mt. Whitney Motel und ruhe mich etwas aus. Ich bearbeite die Fotos von gestern und bereite mich auf den Besuch der Alabama Hills vor. Am Nachmittag mache ich mich auf den Weg in die Alabama Hills, die direkt am Ortsrand beginnen. Zu Füßen des höchsten Berges Kaliforniens, dem 4.418 m hohen Mount Whitney, erstreckt sich die 120 km² große, 1969 gegründete Alabama Hills Recreation Area. Sie birgt eine Wunderwelt aus abgerundeten, seltsam erodierten Granitblöcken. Weit über 300 Felsbögen sollen sich hier verbergen und nur die allerwenigsten tragen bislang einen offiziellen Namen. Dieses kleine Paradies für Naturfotografen, Kletterer und Archhunter erreicht man über die Whitney Portal Road, welche den Hwy. 395 in Lone Pine mit dem Mt. Whitney Portal verbindet. Die meisten Arche befinden sich an der unbefestigten Movie Flat Road, die sich ca. 2,5 Meilen westlich der Ortschaft in Richtung Norden wendet, sowie an der asphaltierten Horseshoe Meadows Road, die 0,4 Meilen später nach Süden abzweigt. Der hier exponierte, beigefarbene Fels besteht größtenteils aus rund 90 Mio. Jahre altem Granit, der von Wind, Wasser und Eis abgerundet, stellenweise aufgesprengt und ausgehöhlt wurde. Es ist exakt dasselbe Material, wie man es oben an der Spitze des Mt. Whitneys antrifft. Das umliegende orangefarbene Owens Valley Gestein ist noch älteren Datums und vulkanischen Ursprungs (ca. 150-200 Mio. Jahre alt). Der Name "Alabama Hills" führt zurück in die Zeit des Bürgerkriegs, als Minenarbeiter diese Gegend nach einem bekannten Kriegsschiff der Konföderierten (C.S.S. Alabama) benannten. Anfang der 1920er Jahre entdeckte die Filmindustrie und die Werbebranche die skurrile Landschaft. Bis in die heutigen Tage werden hier unzählige Werbespots, Hollywood Blockbuster und so manch bedeutende Streifen gedreht. Mein erster Stopp gilt dem wohl berühmtesten Bogen der Alabama Hills, dem Mobius Arch mit einer Spannweite von knapp 3,5 m. Der benachbarte Lathe Arch ist dermaßen niedrig, dass man ihn trotz seiner Spannweite von 4 m nur allzu leicht übersehen kann. Der Felsbogen umrahmt früh morgens neben dem Mt. Whitney auch den 3.945 m hohen Lone Pine Peak. Das Auge der Alabama Hills, Eye of Alabama, wartet nach zirka 2,2 Meilen auf der Movie Road. Vom Parkplatz sind es rund 200 Meter zu bergauf zu klettern, um dem Auge ins Auge zu schauen. Auf dem Rückweg zum Auto trete ich fast auf eine Schlange. Es handelt sich um die gleiche Art, die im Titus Canyon vorm Auto gelegen hat. Sie ist also ungiftig und ich kann sie in Ruhe fotografieren. Neben den Arches, sind es die Felsformationen sowie die Blicke durch die Arches auf die Sierra Nevada und den Mount Whitney die den grandiosen Gesamteindruck der Alabama Hills ausmachen. Bevor ich zum Motel zurück fahre, lege ich noch einen kurzen Stopp bei dem großen bemalten Granitbrocken ein, der Miss Alabama (alias "Smiling man", "The visible man" oder "Face Rock") genannt wird. Ich bin von den Alabama Hills begeistert und freue mich schon auf den Sonnenaufgang morgen früh. Heute Abend kann ich dank WiFi im Motel wieder mal mit Geli skypen. Es ist schon toll, sich nicht nur zu hören, sondern auch noch sehen zu können.
Dienstag, 10.05.2011: Die Wolken haben sich verzogen und der kalte Wind hat aufgehört. Ich mache mich auf den Weg in Sierra Nevada. Von Bishop aus führt der Highway 168 direkt in die Bergwelt hinein. Auf einer Höhe von etwa 2.400 m stehe ich bei -6 Grad staunend am vollständig zugefrorenen Lake Sabrina – vor ein paar Tagen hatte ich im Death Valley noch über 40 Grad! Den South Lake kann ich nicht erreichen, die Straße ist noch gesperrt. Dafür nutze ich hier die Gelegenheit ein paar Fotos vom Bishop Creek mit seinen vereisten Felsen zu machen. Ich entscheide mich von Bishop aus zunächst dem Highway 6 nordwärts zu folgen. Als ich am Straßenrand anhalte und in die Karten vertieft bin, klopft auf einmal ein Sheriff an mein Fenster und fragt, ob er mir helfen kann. Ich frage ihn nach einer Möglichkeit einer Querverbindung zurück zum Highway 395 und er gibt mir einen guten Tipp. So fahre ich auf dem Highway 6 in Richtung Norden bis zum Milemarker 19 und biege unmittelbar davor nach links auf die ausgeschilderte Chidago Canyon Road ab. Diese unbefestigte Straße bringt mich in das nördlich von Bishop gelegene Volcanic Tableland. Nach genau 6 Meilen führt die sehr gute Piste durch den engen Chidago Canyon, in dem zahllose Felsbögen zu finden sind. Nach einer Meile habe ich den Canyon hinter mir gelassen und erreiche nach weiteren 7 Meilen die Benton Crossing Road, die mich zum Highway 395 zurück bringt. Im Mammoth Lakes esse ich eine Pizza und fahre dann auf dem Scenic Loop zurück zum Highway. Ein Abstecher bringt mich zu den Twin Lakes, wo ich weitere Winterbilde machen kann. Lake Mary ist noch nicht zu erreichen, die Straße ist noch gesperrt. Auch das Devils Postpile National Monument kann ich nicht erreichen. Die Straße ist nur bis zu einem großen Skigebiet geräumt, wo die Skiläufer und Snowboarder den herrlichen Wintertag genießen. Für den June Lake Loop verlasse ich den Highway erneut. Diese Panoramastraße führt durch ein von Gletschereis geschaffenes Tal, in dem sich heute vier Seen befinden. Den Anfang macht der June Lake, der sehr schön am Fuße des Carson Peak (3.325 m) liegt. Es folgen Gull, Silver und Grant Lake. Immer wieder halte ich an, genieße die Landschaft und mache Fotos. Zurück auf dem Highway ist auch schon der Mono Lake erreicht. Ich biege vorher noch auf den gesperrten Tioga Pass ab und folge ihm bis zur Straßensperre nach etwa 10 Meilen. Der Rückweg bietet herrliche Ausblicke auf den Mono Lake. In Lee Vining habe ich von der Terrasse des Forest Servive Visitor Center habe ich ein en schönen Blick auf den Mono Lake und finde ich anschließend im Murphey´s Motel eine Bleibe. Da es heute Nacht Frost geben soll, ist das Zelten für mich keine Alternative – ich bin halt ein bekennendes Weichei. Nachdem ich mich im Zimmer eingerichtet habe geht es am späten Nachmittag an das Südufer des Mono Lake, zur South Tufa Area. Das ganze Gebiet steht als Mono Lake Tufa State Reserve unter Schutz. Der Mono Lake, ein fast eine Million Jahre altes, abflussloses Binnenmeer ist zu salzig, als das Fische in ihm leben könnten; und doch birgt es eine reiche Biomasse: Milliarden winziger Algen, von denen sich kleine Krabben ernähren. Diese wiederum sind die Nahrungsgrundlage für Millionen von Zugvögeln und die kalifornischen Seemöwen, die hier brüten. Um seine ökologische Balance zu halten und um die starke Verdunstung auszugleichen, braucht der Mono Lake die Schmelzwasser aus der Sierra Nevada. Aber die wenigen Zuflüsse des Sees werden zur Trinkwasserversorgung von Los Angeles abgeleitet und der dadurch ständig sinkende Wasserspiegel gefährdet den Bestand des Sees. Fast 15 m ist der Spiegel des Sees seit den 40er Jahren schon abgesunken, und das brackige Wasser versalzt immer mehr. Die bizarren Tuffsteinskulpturen entstehen, wenn unterirdisches Frischwasser am Boden des Sees austritt und sich das Kalzium des Frischwassers mit dem kohlensauren Salz des Seewassers verbindet. Um die Öffnung der Frischwasserquelle bildet sich eine Tuffsäule, die bis zur Wasseroberfläche des Sees emporwächst. Der sinkende Wasserspiegel stoppt das Wachstum und das Tuffgestein wird von den Kräften der Erosion weiter bearbeitet. Die Formationen in der South Tufa Area sind zwischen 200 und 900 Jahren alt, wesentlich ältere Tuffsäulen findet man hoch über dem heutigen See an der früheren Küstenlinie des Mono Lake. Ich genieße das schöne Licht der tiefstehenden Sonne und mache es mir anschließend im Motel gemütlich. Auch heute kann ich wieder mit Geli skypen. Schön, dass es diese Technik gibt und wir so kostengünstig in Verbindung bleiben können. Mittwoch, 11.05.11: Um 5:30 Uhr stehe ich bei -2 Grad schon wieder in der South Tufa Area und warte auf den Beginn des Tages. Die Bedingungen sind perfekt, die Gipfel der Sierra Nevada klar und es gibt keine einzige Wolke am Himmel. Als die Sonne die Landschaft in ihr warmes Licht eintaucht, weiß ich wieder genau, warum ich mir das antue. Die Szenerie und die Lichtverhältnisse sind grandios und fast zwei Stunden versuchen ich und ein paar andere Fotografen diese magische Stimmung auf die Speicherchips zu bannen. Ich fahre zurück zum Motel, packe meine Sachen und verlasse Lee Vining auf dem Hwy 395 in Richtung Reno und biege nach ungefähr 30 km auf die #270 zum Bodie State Historic Park ab. Die letzten 5 km dieses 20 km langen Zubringers sind nicht asphaltiert und versetzen mich aufgrund ihres schlechten Zustands schon ein wenig in die Zeit zurück als hier im kargen High Desert Country im Grenzgebiet zu Nevada Bodie als Stadt der Sünde und des Lasters bekannt war. Die Piste wird gerade renoviert, der „Grader“ ist dabei das Waschbrett wieder etwas einzuebnen. Dummerweise habe ich an der Kreuzung das kleine Schild übersehen, dass die Straße nach 17 km gesperrt ist. Da ich keine Lust habe insgesamt 6 km Fußmarsch für den Besuch von Bodie auf mich zu nehmen, mache ich kehrt, genieße noch einmal die Ausbliche auf die Gipfel der Sierra Nevada und setze meine Fahrt in Richtung Reno fort. In Carson City esse ich bei Taco Bell einen Burrito und ergänze meine Obstvorräte. Anschließend besuche ich die ehemalige Goldrauschstadt Virginia City. Nachdem 1859 die berühmte Comstock Lode, eine der ertragreichsten je gefundenen Silber- und Goldader entdeckt worden war, schnellte diese Stadt zu einer der reichsten Städte des Landes empor und hatte in kurzer Zeit über 30.000 Einwohner. Nachdem ein Feuer 1875 die damals wichtigste Siedlung zwischen Denver und San Francisco zerstört hatte, wurde sie binnen eines Jahres wieder aufgebaut und blieb nach dem Ende des Goldrausches eine wohlerhaltene Ghosttown. Der Touristennepp hat in den 16 Jahren seit unserem letzten Besuch noch dramatisch zugenommen. In Reno kaufe ich in einem riesigen Apple-Store ein iPad2 und verbringe die nächsten zwei Stunden damit das Gerät einzurichten und mir über das WLAN-Netz des Stores Apps und eBooks auf das iPad zu laden. Danach ist es zu spät, um noch bis nach Gerlach weiter zu fahren. Reno ist mir zu ungemütlich, so dass ich auf der Interstate 80 noch bis nach Fernley weiterfahre und dort in einem Super 8 Motel absteige. Fotos speichern, Tagebuch schreiben, mit Geli skypen und mit dem neuen iPad spielen bilden das Abendprogramm. Donnerstag,
12.05.2011: Heute Morgen habe ich mich selbst angeschmiert: Zunächst habe ich etwas länger geschlafen und dann auch noch mal zum iPad gegriffen. Als ich dann um 9:00 Uhr frühstücken möchte, wird es gerade abgebaut. Frühstückszeit ist von 6:00 bis 9:00. Ich erwische noch einen kleinen Muffin und ein Doughnut. So muss wieder einmal eine Banane herhalten. Auf dem Highway 447 geht es immer geradeaus nordwärts. Von Nixon aus unternehme ich einen kleinen Abstecher zum Pyramid Lake. Der Pyramid Lake ist ein abflussloser See und hat eine Fläche von 487 km². Der etwa 40 km lange und 20 km breite See wird über den Truckee River vom Lake Tahoe gespeist. Der See ist von steppenhaft-wüstenartigen Landschaften umgegeben. Er ist ein Überbleibsel des Lake Lahontan, eines nacheiszeitlichen Sees; ein nicht weit entfernter Stausee trägt heute noch diesen Namen (Lahontan Reservoir). Trotz der recht reichhaltigen Wasserzufuhr, die er vom Truckee River bekommt, nimmt sein Wasserinhalt stetig ab, da im heißen und trockenen Wüstenklima die Verdunstung größer ist als die Menge des zufließenden Wassers. Der Salzgehalt liegt bei etwa 1/6 dessen von Meerwasser. Im Süden des Sees befindet sich die Insel Anaho Island, die wegen ihrer Tuff-Formationen bekannt ist. Sie beherbergt eine große Kolonie von Nashornpelikanen. Auf dem weiteren Weg nach Norden sehe ich viele überfahrene Schlangen auf der Straße. Im General Store von Empire habe ich ein sehr nettes Gespräch mit den beiden Damen, die den Laden führen. Ich frage nach Möglichkeiten den Fly Geyser zu besuchen und sie bestätigen mir, dass es zurzeit keine Möglichkeit gibt, Zugang zum Gelände zu bekommen. Sie raten mir, mich an Jason zu wenden, der das Grundstück gegenüber dem Fly Geyser besitzt. Als ich gerade weiter fahren will, kommt Jason mit seiner Familie und wird von den Damen auf mich aufmerksam gemacht. Er spricht mich an, wir unterhalten uns und er rät mir auf seinem Gelände zu parken und dann ein Loch im Zaun zu nutzen, um zum Geyser zu gelangen. In Gerlach esse ich in Bruno´s Restaurant ein sehr leckeres Steak, das mich für das ausgefallene Frühstück entschädigt. Anschließend bummele ich durch den Ort, der einen sehr morbiden Charme hat. Gerrlach liegt am südlichen Rand der Granite Range und der Black Rock Desert National Conservation Area. Von Gerlach geht es auf der Route 34 in nördlicher Richtung entlang der Black Rock Desert. An verschiedenen Stellen bestehen Zugänge, um auf die Black Rock Playa zu gelangen. Diese topfebene und vegetationslose Wüste ist ebenfalls ein Überbleibsel des Lake Lahontan. Hier werden Hochgeschwindigkeitsrekorde mit Raketenfahrzeugen aufgestellt und Raketenversuche für die Weltraumforschung unternommen. Auch ich nutze die Gelegenheit auf diesem ausgetrockneten See zu fahren. Über die Soldier Meadows Road fahre ich ein Stück in diese landschaftlich sehr reizvolle Wüste hinein. Ich fahre dann auf der 34 weiter, erkenne den Geysir schon von weitem am aufsteigenden Rauch. Ein Stück von Jason´s Einfahrt finde ich das offizielle Tor zur Fly Ranch – verriegelt. Ich fahre zurück und mache von der Straße aus ein paar Fotos vom Fly Geyser. Kurz vor Gerlach fällt mir ein Stück von der Straße entfernt etwas auf, was ich zunächst für einen ausgebrannten Wohnwagen halte. Als ich es mir aus der Nähe ansehe, stelle ich fest, dass ein Spaßvogel hier "The Desert Broadcasting System" installiert. In einem mit Strohmatten behängten Gerüst steht ein alter Fernsehsessel und die Rahmen ausgedienter Fernsehapparate geben den Blick auf in Stein gemeißelte Sprüche frei – eine tolle Idee! Ich miete mir ein Zimmer in Bruno´s Motel und schreibe schon den Großteil des Reiseberichts. Dann mache ich mich noch mal auf den Weg zum Fly Geyser. Der Fly Geyser ist eines der schönsten Beispiele, welche Sehenswürdigkeiten entstehen können, wenn Menschen "Löcher" in die Erde bohren. Um die Wüste Nevadas in Farmland zu verwandeln, suchte man auf der Fly Ranch bereits 1916 nach einer natürlichen Quelle und stieß dabei auf eine ausgedehnte unterirdische Kammer. Unweit dieses ersten Geysirs kam es 1964 zu einer weiteren Bohrung, als man die Wärme zur Energiegewinnung nutzen wollte. Da aber die Wassertemperatur nicht ausreichend hoch war, wurde die Quelle bald wieder aufgegeben und in einem nur schlecht versiegelten Zustand hinterlassen, so dass an dieser Stelle ein zweiter künstlicher Geysir fortan vor sich hin plätscherte und den alten allmählich versiegen ließ. Ablagerungen aus Kalziumkarbonat sorgen für die Ausbildung wunderschöner Terrassen und thermophile Bakterien und Algen für die einmalige Farbenpracht, die selbst bei den berühmten Kegelgeysiren im Yellowstone Nationalpark ihresgleichen sucht. Nicht verwunderlich also, dass sich seit der Veröffentlichung der ersten Bilder immer mehr Leute für das kleine Naturwunder von Menschenhand interessieren. Versuche das Land in den 1990er Jahren an das BLM zu verkaufen scheiterten und so blieben die Fly Hot Springs in privater Hand und durften weiterhin nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Grundbesitzers besucht werden. Daran hielten sich aber nicht alle Touristen, wie man immer wieder Internetberichten entnehmen konnte und 2007 wurde der Geysir dann sogar an einer Seite deutlich sichtbar zerstört. Auch die zunehmende Anzahl an Anfragen dürfte irgendwann die Geduld der Landbesitzer überstrapaziert haben, so dass der Besuch ab 2008 nur noch im Rahmen geführter Touren über die Friends of Black Rock gestattet ist. So ist es auch noch heute und ich reihe mich am späten Nachmittag in die Reihe der Touristen ein, die sich auf nicht offiziellem Weg Zugang zu diesem wunderschönen Naturschauspiel verschaffen. Ich stelle den Wagen wie verabredet auf Jason´s Grundstück ab, finde auch gleich das Loch im Zaun und machen mich querfeldein auf den gut 1 km langen Weg zum Geysir. Ich achte genau darauf, wo ich hintrete, um nicht versehentlich eine Schlange zu verärgern. Alles klappt wie am Schnürchen: Ich werde nicht entdeckt und verjagt, ich habe den Geysir ganz für mich alleine und auch die Lichtverhältnisse sind optimal. Für mich ist es ein ganz besonderer Moment hier zu sein. Vor über 10 Jahren habe ich zum ersten Mal ein Foto des Fly Geyser gesehen, ohne genau zu wissen wo er sich befindet. Immer wieder mal habe ich Fotos gesehen und wusste dann auch irgendwann wo er zu finden ist. Seit dem ersten Bild träume ich davon hier zu sein und heute geht dieser Traum für mich in Erfüllung. Der Geysir besteht aus drei farbigen sowie immerzu sprudelnden und dampfenden Erhebungen, was ihm auch die Beinamen "Die drei Mönche" oder "Die der Buddhas" eingebracht hat. Darunter sind einige kleine Pools, mit heißem Wasser. Der Geysir ist jedoch nicht sonderlich groß – ich schätze, er ist ca. 3-4 Meter hoch und hat einen Radius von rund 10 Meter. Ich bin total fasziniert und lasse den Speicherchip der Kamera bis zum Sonnenuntergang heiß laufen. Es ist noch schöner als ich es mir vorgestellt habe. Kurz bevor es vollständig dunkel wird, bin ich wieder am Auto und kurz vor 21:00 Uhr in meinem Zimmer. Wieder liegt ein herrlicher 12 Stunden Tag hinter mir.
Freitag, 13.05.2001: Der Tag beginnt sehr erfrischend, da zunächst nur kaltes Wasser aus der Dusche kommt. Erst als schon fast fertig bin, wird es langsam warm. Heute steht ein reiner Fahr-Tag auf dem Programm. Es geht nordwärts, mein nächstes Ziel ist der Crater Lake National Park. Die Landschaft ist reizvoll und verleitet mich immer wieder mal zu kurzen Fotostopps. Ein großer Teil der Strecke verläuft durch den Modoc National Forest. Ich verlasse Nevada, fahre für ein kurzes Stück durch Kalifornien und erreiche schließlich Oregon. Eine Zeitlang ist der weit entfernte, pyramidenförmige und verschneite 4.318 m hohe Mount Shasta mein Begleiter. Das Lava Beds National Monument lasse ich buchstäblich links liegen und erreiche über Klamath Falls schließlich den südlichen Eingang zum Crater Lake National Park. Der erste Eindruck von diesem See ist überwältigend: 54 km² Wasser, so tiefblau wie Tinte, von einem bis zu 600 m hohen Felsring umgeben. Nach einer indianischen Legende war der Bluebird grau, bis er in das Wasser des Crater Lake eintauchte. Die stille "Perle des Kaskadengebirges", wir der Crater Lake auch genannt wird, liegt in einem ruhenden Vulkan namens Mt. Mazama. Der letzte Ausbruch dieses Vulkans erfolgte 4860 vor Christus. Damals wurde vulkanische Asche kilometerhoch in den Himmel geschleudert und so viel Bimsstein und Lava ausgestoßen, dass sich die Magmakammer völlig entleerte und die oberen 1.500 m des damals 3.700 m hohen Mt. Mazama in sich zusammenstürzten. Zurück blieb eine Caldera mit einem Durchmesser von 9 km und einer Tiefe von 1.200 m. Im Laufe der Jahrhunderte sammelte sich in diesem abflusslosen Kessel Regen- und Schmelzwasser zu einem See von bis zu 589 m Tiefe, dem tiefsten See der USA. Der Wasserstand des Sees variiert aufgrund des ungefähren Gleichgewichts zwischen Verdunstung und Wasserzufuhr nur geringfügig. Die meisten Niederschläge fallen in diesem Gebiet als Schnee, der die Landschaft mit einer bis zu 15 m dicken Schicht überziehen kann. Alleine die Schneemengen, die von den Parkstrassen geräumt werden, würden ausreichen um einen 91 cm breiten und 15 cm Schneegürtel um den Äquator zu legen. Trotz der langen und kalten Winter friert der Crater Lake nur sehr selten vollständig zu, letztmalig 1949. Seine gewaltige Wassermenge speichert im Sommer so viel Wärme, dass der See der Vereisung lange widerstehen kann. Das frische Blau des Crater Lake bedeutet Reinheit und Tiefe. Der See enthält kaum Mineralien und Verunreinigungen. Wenn Sonnenlicht in diesen tiefen, reinen See eindringt, absorbieren die Wassermoleküle alle Farben des Spektrums außer Blau; dies streut an die Oberfläche zurück. Forscher haben Grünalgen in einer Rekordtiefe von 220 m gefunden, was bedeutet, dass Licht hier tiefer dringt als in irgendeinem anderen Gewässer der Welt. Es ist zu Zeit nur eine Stichstraße zum Rim Village am südlichen Kraterrand geräumt. Alle anderen Parkstraßen liegen noch im tiefen Winterschlaf. Von den gewaltigen Scheebergen habe ich einen guten Blick in den Krater. Leider ist es gewölkt, so dass der See nicht sein volles Blau zur Geltung bringen kann. Ich spaziere ein Stück am Kraterrand entlang und versinke immer wieder knietief im Schnee – Schneeschuhe wären hier angebracht. Als ich schließlich in Medford ankomme, liegen über 300 Meilen und 9 Stunden Autofahrt hinter mir und ich entsprechend kaputt. In einem Motel 6 checke ich ein und bringe meine Wäsche in die Laundry. In dem einzigen Restaurant in den Nähe, einem Truckstopp, esse ich eine sehr leckere Portion Fish & Chips. Nach Vollendung des „Waschtages“ und den üblichen Hausaufgaben am PC, gehe ich schlafen.
Sonntag, 15.05.2011: In der Nacht fängt es an zu regnen und es sieht nicht so aus, als würde es aufklaren. Ich lasse mir Zeit und skype mit Geli, Geli´s Vater und Freunden. Es ist schon 10:30 Uhr als ich losfahre. Ich unternehme trotz des schlechten Wetters einen Abstecher nach Ferndale. Der kleine Ort wurde 1852 gegründet und in der Main Street sind noch viele Häuser aus der Gründerzeit erhalten. Bei Pepperwood verlasse ich den Highway erneut und fahre auf der Avenue of the Giants durch den Humboldt Redwoods State Park. Zwar erlaubt der strömende Regen keine Fotos aber die Fahrt durch die Rothölzer macht trotzdem Spaß. Als ich bei Leggett auf den Highway 1 abbiege wird das Wetter noch schlechter. Es schüttet wie aus Eimern und bei der Überquerung des Küstengebirges kommt auch noch Hagel dazu. Zusammen mit einigen anderen Autofahrern warte ich das Schlimmste in einer Parkbucht ab. Die Straße ist glatt und ich muss sehr vorsichtig fahren, um nicht ins Rutschen zu kommen. Kaum ist die Pazifikküste erreicht, wird das Wetter besser. Es klart auf und sogar die Sonne kommt zum Vorschein. Immer wieder bietet die Küstenstraße tolle Ausblicke auf die Steilküste und schöne, von Felsen eingerahmte Buchten. Mendocino war ein Holzfällerort wie viele andere und fiel mit dem Niedergang der Holzindustrie um 1930 in einen Dornröschenschlaf aus dem ihn Künstler ab 1950 wieder erweckten. Noch heute sind viele Künstler in dem hübschen viktorianischen Ort ansässig und betreiben ihre Galerien. Nach einem Bummel auf der Main Street geht es weiter. Es gibt keine Motels an diesem Küstenabschnitt und ich mache mir schon Gedanken um meine Übernachtung. Nördlich von Point Arena sehe ich mir die Point Arena Light Station, einen Nachbau des Leuchtturms von 1870 an. In Point Arena beziehe ich in dem ziemlich heruntergekommenen Sea Shell Inn ein Zimmer – keine empfehlenswerte Adresse. Ich will aber nicht darauf vertrauen, dass noch etwas Besseres kommt und dann wieder bis spät in den Abend hinein fahren müssen. In einem Restaurant direkt am Pier esse ich einen sehr leckeren Salat und fahre anschließend zum Motel zurück. Leider gibt es hier kein WLAN und auch kein Handynetz, so dass kein Kontakt mit Geli möglich ist.
Dienstag,
17.05.2011: Das Wetter
ist immer noch schlecht und ich lasse mir viel Zeit. Im Internet suche ich noch
möglichen Zielen und finde die Adresse der Ansel Adams Gallery und beschließe
damit meine Besichtigung von San Francisco zu beginnen. Das Navi führt mich in
ein Industriegebiet und von einer Galerie ist hier nichts zu finden. Ich fahre
weiter zu einem Shopping Center, in dem es einen Apple Store gibt. Ich kläre
einige Fragen, die sich bezüglich des iPad aufgetan haben und kaufe ein „World
Travel Adapter Kit“ zur weltweiten Stromversorgung. Ich bummele durch das
Einkaufszentrum und esse im Food Court Sushi und ein Softeis, ehe ich mich
wieder auf den Weg mache. Wenigstens hat es aufgehört zu regnen und ich beginne
mit der Auffahrt zu den 281 m hohen Twin Peaks. Trotz des immer noch trüben
Wetters ist die Aussicht auf die Stadt sehr schön. Ich fahre weiter zum Alamo
Square, wo viktorianische Holzhäuser in der Steiner Street einen reizvollen
Kontrast zur modernen Skyline im Hintergrund bilden. Hier habe ich sogar Glück
und die Sonne schafft für einige wenige Augenblicke den Weg durch die dichte
Wolkenschicht. Mein nächstes Ziel ist die Fort Point National Historic Site am
Fuße der Golden Gate Bridge. Ich auf den hauptsächlich von Anglern genutzten
Pier hinaus und genieße den Ausblick auf die Golden Gate Bridge und auf die
Skyline. Auf dem Weg in die Stadt komme ich an dem Laden Sports Basement, einem
riesigen Outdoorladen vorbei und kann nicht wiederstehen. Der in einem
ehemaligen Supermarkt untergebrachte Laden hat alles was das Herz begehrt und
verglichen mit Deutschland zu echten Discountpreisen. Ich kaufe mir eine
Daunenjacke von Marmot und muss mich sehr zusammenreißen, um nicht noch mehr zu
kaufen. Ich fahre über die Lombard Street, die "kurvenreichste Straße der
Welt". Sie gehörte bis 1922 mit einem Gefälle von 27% zu den steilsten
Straßen San Franciscos. Um die Durchfahrt zu erleichtern, wurden acht
Serpentinen gebaut, die mit den Hortensienbeeten und den gepflegten Anwesen der
Lombard Street ihren unverkennbaren Charakter verliehen haben. Bei unserer
ersten USA-Reise 1990 sind wir hier gefahren und jetzt gönne ich mir diesen
Spaß erneut. Leider gibt es in der Nähe keine Parkmöglichkeiten, so dass ich
selber die Serpentinen nicht fotografieren kann. Ich folge der Lombard Street weiter
und erreiche den Telegraph Hill mit dem Coit Tower. Der Telegraph Hill, ein 100
m hoher Hügel am Rande der Innenstadt wird von dem 68 m hohen Coit Tower
beherrscht. Der Turm wurde nach einer exzentrischen Millionärin, Lillie
Hitchcock Coit, benannt, die Anfang des Jahrhunderts der Stadt San Francisco $
100.000 hinterließ, um den Feuerwehrmännern, die nach dem Erdbeben von 1906 die
Feuersbrunst bekämpften, ein Monument zu errichten. Ihre Leidenschaft für die
Feuerwehr war so groß, dass sie die erste freiwillige Feuerwehrfrau San
Franciscos wurde. Das Innere dieses 1934 erbauten Memorial ist mit
Wandmalereien von 25 verschiedenen Künstlern verziert, die teilweise
sozialkritische Szenen aus dem Arbeitsleben der 30er Jahre darstellen. Der Turm
bietet aufgrund seiner günstigen Lage einen hervorragenden Überblick über Teile
der Stadt, die Bucht und hinüber zur Golden Gate Bridge. Im Financial District
ist die 260 m hohe Transamerica Pyramide, die angeblich erbebensicher gebaut
wurde, der absolute Blickfang. Damit beende ich mein Besuchsprogramm und fahre
zum Motel zurück. Ich räume meine Habseligkeiten aus dem Auto und gehe zeitig
schlafen, da ich morgen sehr früh hoch muss.
Mittwoch, 18.05.2011: Um 3:00 Uhr klingelt mich der Wecker aus dem Schlaf. Duschen, Anziehen, Packen und los geht es. Die wenigen Kilometer zur Alamo-Station sind schnell geschafft und mit einer Art Straßenbahn komme ich zum Flughafen. Ich bin den letzten 14 Tagen 3.724 km durch den Westen der USA gefahren. Meine Taschen werde ich ebenfalls schnell los, etwas länger dauert die sehr gründliche Sicherheitskontrolle, bei der erstmals meine Prothese abgewischt und auf Sprengstoff untersucht wird. Wir sitzen gerade alle im Flugzeug als uns der Kapitän informiert, dass es aufgrund von schlechtem Wetter in New York eine zweistündige Verspätung gibt und wir wieder aussteigen müssen. Ich erkundige mich nach meinem Anschlussflug und erfahre, dass alle Flüge ab New York verspätet sind und der Anschluss wohl klappen sollte. Mit gut eineinhalb Stunden Verspätung geht es endlich los. Ich unterhalte mich sehr nett mit meinen Sitznachbarn, einem Paar aus Malmö, die für 4 Wochen unterwegs waren. Ich kann sogar auch noch etwas Schlaf nachholen. In New York habe ich das Glück, das wir ganz in der Nähe des Abflugsteigs ankommen und ich es im Dauerlauf gerade noch schaffe an Bord zu kommen. Anders als angekündigt ist der Weiterflug nach Hamburg nicht verspätet. Wir starten dann zwar doch ein wenig später als geplant aber viel hätte nicht gefehlt und ich wäre nicht mitgekommen. Es klappt wieder, dass wir nur zu zweit in einer Dreierreihe sitzen und so etwas mehr Bewegungsfreiheit bleibt. Die Filme „No Strings Attached“, „Country Strong“ und „Love and other impossible Pursuits“ verkürzen mir die Flugzeit. Mit dem Schlafen klappt es leider nicht mehr. Donnerstag, 19.05.2011: Eine Viertelstunde später als geplant landen wir
in Hamburg und zu meiner Überraschung haben es meine Taschen in New York
tatsächlich noch in die Maschine nach Hamburg geschafft. Frau Reuter holt mich
ab und gegen 9:30 Ihr bin ich wieder zu Hause. Eine Dusche und ein paar Stunden
Schlaf stellen mich soweit wieder her und dann hat der Alltag mich wieder.
Die Solotour hat mir gut gefallen. Es ist etwas ganz anderes als das Reisen zu Zweit und teilweise auch etwas einsam. Es ist nichts was ich regelmäßig machen muss aber für bestimmte Ziele durchaus mal eine Alternative. Das ich alle meine geplanten „Fotoobjekte“ erreicht habe und dabei auch noch sehr viel Glück mit dem Wetter und den Lichtverhältnissen gehabt habe, trägt natürlich zu dem positiven Gesamteindruck bei. Ein toller Urlaub und ich freue mich schon wieder auf die nächste Reise – natürlich wieder zu Zweit! |
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